Ich bin immer wieder erstaunt wenn ich erlebe, wie romantisch Prosa sein kann oder vielleicht auch umgekehrt. Als meist relativ nüchtern denkender Mensch mit Sinn für Innovationen schaue ich mir im Fernsehen immer wieder gern Dokumentarfilme an. An Themen wird dort wirklich alles geboten. Und welches Thema besitzt wohl den Löwenanteil an allen Themen? – Natürlich die Tiere, was sonst ist wohl der Löwe!
So sah ich gestern einen Beitrag über das wimmelnde Leben im Korallenriff. Es erstaunt kaum zu erfahren, welchen Riesenanteil die Riffbewohner an der Gesamtzahl der auf der Erde lebenden Tierarten einnehmen. Ziemlich zum Schluß des Filmes sagte der Sprecher: „Natürlich sind die Korallen selbst auch Tiere. Ihre Fortpflanzung allerdings verläuft nicht ganz so geregelt, wie bei fast allen anderen Tieren. Da kommt es auch auf die Wetterverhältnisse und die Mondphasen an.“ Ich fand das total ergreifend.
Sofort schaltete das Bild auf mein geistiges Auge um und ich fand mich im lauwarmen, sternenklaren Wasser der Südsee auf einer Korallenbank sitzend wieder. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und um mich herum flachte der Trubel der Fischschwärme langsam ab. Ich gab mich dieser wunderbaren Stimmung derart inbrünstig hin, daß ich urplötzlich vollständig migrierte. Nicht nur das Wesen der Tiere um mich herum verstand ich, sondern sogar ihre Sprache. Deshalb war ich auch kaum über das Folgende erstaunt:
Neben mir hatten sich zwei Exemplare einer wirklich phänomenal ausschauenden Korallenart ihren Standplatz erwählt und ließen nun ihre schillernden filigranen Fangarme wie Palmwedel in der sanften Dünung treiben. Ab und an berührten sie sich zärtlich, lösten sich aber sofort wieder. Nur einmal schien es, als ob sie sich verfitzt hätten. Eine der Korallen löste das Problem aber, indem sie ihre Wedel ruckartig zurückzog und mir war wirklich so, als ob sie dabei geseufzt hätte. Die andere sagte plötzlich: „Oh entschuldige Liebling, habe ich dir weh getan?“. Darauf die andere: „Oh nein Schatz, das ist es nicht, aber… Sei mir nicht böse, es geht heute nicht…“
Ich habe meine Mondphase!“