Klassenkasper

Ja ich gebe es zu: Ich war schon immer ein Klassenkasper. Das war kein Wunder, denn ich war in meiner Schulklasse der kleinste mit 5cm Abstand zum nächsten. Wie will man sich da sonst bemerkbar machen? Ich wurde zwar mit der Zeit größer – auch relativ – , aber inzwischen hatte ich Spaß an der Kasperei und es war mir innerlich ein Vorbeimarsch, meine Mitschüler zum Lachen zu reizen. Das setzte sich während meiner gesamten Lernphase, also bis Ende meiner Lehre und auch noch eine Weile später fort. Inzwischen befand ich mich natürlich inmitten von körperlich, aber auch intelektuell fortgeschrittenen Menschen. Auch meine Gags waren natürlich inzwischen andere geworden. So etwas wie: ´Kommt der Fritzl in die Schule und sagt…´ war schon lange passé. Wenn ich Witze machte, kamen die inzwischen aus der Hüfte und nicht mehr aus dem Lexikon. Seltsamerweise aber haben viele meiner Gegenüber diese Witze, die von hinten durch die Brust ins Auge gingen, noch lange, lange Zeit verstanden.

Irgendwann aber war das zu Ende. Wenn ich es recht überlege, war es konkret zur Wendezeit. Diejenigen, mit denen ich ab jetzt zu tun hatte, kannten mich nicht und somit auch nicht meine Ambitionen als Comedian, wie das ja jetzt heißt. Und hier also gerate ich in das Dilemma des Unterschiedes der menschlichen Seele zwischen DDR- und Bundesbürger. In der DDR warst du am besten ein Allrounder, der sich überall zu helfen wußte, wohingegen heutzutage und -zulande sogenannte Fachidioten gefragt sind, die auf ihrem Gebiet Spitze sind, aber ringsum relativ doof sein können. So kam es, daß mit der Zeit keiner mehr meine diffizilen Witze verstanden hat, weil – ich einfach nicht die Berufsbezeichnung „Comedian“ habe. Wenn dann also einer wie ich mit über 60 daherkommt und „labert“ Dinge, die keiner versteht, dann kann der ja nur blöd sein, denn „ich“ (als wie er) bin ja Fachidiot und in meinem Beruf Spitze. Würde ich dieselben Gags wie immer erzählen, aber wäre als Comedian bekannt, würden sich die Leute scheckig lachen.

Ein schönes Beispiel des Gegenteils ist zum Beispiel Mario Barth. Lustigerweise hat der etwa denselben Grundberuf wie ich, hat aber dann auf Schauspiel studiert. So sind denn auch seine Witze: Gut geschauspielert, aber ohne Tiefgang. Er bedient Klischees, die andere Comedians schon lange hinter sich gelassen haben und speziell für mich noch niemals ein Thema waren. Deshalb muß ich an dieser Stelle all meine zukünftigen Gesprächspartner warnen:

„Achtung, ich bin zwanghaft witze-mach-süchtig. Falls jemand meine Worte nicht versteht, dann bitte zuerst daraufhin untersuchen, ob da ein Gag drinsteckt. Wenn er keinen findet und er weiß immer noch nicht, was los ist, bitte nachfragen!“

Human-Edutainment

Heute nachmittag hatte ich in der Pesterwitzer Apotheke zu tun. In deren näherer Umgebung gibt es einen „Pelikan-Brunnen“ sowie zusätzlich ein Stück weiter die Skulptur eines Pelikans. Auf dieser zweiteren turnten im Moment meines Erscheinens gerade zwei kleinere Kinder herum, während deren Mutter zuschaute. Weil ich nun gerade Zeit hatte, keine kleinen Kinder in der näheren Verwandschaft und Lust zum Erzählen dachte ich mir, so eine kleine Portion Human-Edutainment wäre jetzt gerade das richtige für die beiden.

Deshalb fragte ich sie, ob sie wüßten, was das für ein Vogel ist. Sie wußten es nicht, weshalb ich schulmeisterte: „Das ist ein Pelikan. Der frißt gerne Fische, die er mit seinem großen Schnabel aus dem Wasser schnappt. Der Pelikan hat aber auch einen Bruder, den Angelkahn. Der schnappt aber nicht nach den Fischen, sondern angelt sie. Daher kommt der Name. Es gab auch mal einen geistig etwas minderbemittelten Cousin, den man einfach Äppelkahn nannte, weil er was am Äppel hatte. Von den anderen Geschwistern und der Mutter weiß ich nichts, aber der Vater heißt Oliver Kahn. Der hat auch einen ziemlich großen Schnabel, mit dem er auch ab und zu nach Lebewesen schnappt, aber das sind dann keine Fische, sondern Fußballspieler.“
Ich war jetzt richtig stolz auf mich, daß ich den beiden das Tier so gut nahegebracht hatte und schaute sie deshalb auch sehr freudig und freundlich an, aber irgendwie war ihr Gesichtsausdruck nicht so, wie nach einer Erkenntnis. Im Gegenteil schauten sie mich an, als würden sie alles jetzt noch weniger verstehen als vorher. Auch die Mutter zog ein Gesicht als hätte sie Essig genascht. Ich befürchte, auch sie hat nicht alles verstanden. Hier wurde mir bewußt:

O, ja! Es gibt noch sehr viel Unwissen auf dieser Welt, das werde ich wohl kaum alles alleine schaffen können. [seufz]

DJ „Goetzi“

So! Das Fernsehen hats geschafft: Ich bin jetzt auch Querdenker und entlarve die heimlichen Fakes dieser Welt. Schuld daran ist das Fernsehprogramm der letzten Tage. So sah man in der Letzten Woche den Film „Louis taut auf. Schon in der Beschreibung des Films im Internet klingt es etwas nach Fake. So liest man auf der Seite  www.film.at/louis_taut_auf    einleitend „Ein Mann wird tiefgefroren in der Antarktis entdeckt. “ Etwas später folgt der Satz: „Als im grönländischen Packeis der wohl erhaltene Körper eines Mannes entdeckt wird…“ . Da denkt man sich doch: „Nanu, wie kommt der so schnell um die halbe Welt?“ Aber mein Gott, wer kümmert sich schon um solche minimalen Unstimmigkeiten, wichtig ist ja der Glaube. Götter hat auch noch keiner gesehen und trotzdem zählen die Gläubigen zu Milliarden. Deshalb glaube ich auch an diese Auferstehung, vor allem weil sie auch so lustig war. Der Film wurde 1969 gedreht, weshalb das Geschehen vor diesem Jahr stattgefunden haben muß.
Nun kommt das Jahr 1991. In den österreichischen Alpen wird im auftauenden Gletscher die Mumie eines Mannes freigelegt… Ja hatten wir das nicht erst?! Aha, die Filmbranche hat den ersten Film gut verkauft, also wird ein Remake angestrebt! Oetzi ist also ein Fake und alle Wissenschaftler versuchen, uns die Seriösität ihrer Untersuchungen zu verkaufen. Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen, auch wenn man diese vermeintliche Mumie recht gut zusammengebastelt hat.

Aber wie das immer so ist, passiert es auch hier: Kaum daß irgendein Schwachsinn den Sprung in die Medien geschafft hat, hängen sich hunderte von geld- und öffentlichkeitsgeilen Leuten hintendran. So natürlich auch ein Mann, der mal Gerhard Friedle hieß und dann zu DJ Oetzi mutierte. Logischerweise ist das nun der Fake vom Fake. Aber die Medien wollen uns weismachen, er sei ein bedeutender Künstler und Entertainer! Deshalb verlange ich: Macht endlich Schluß mit diesen Lügen!

DJ Oetzi ist weder eine Mumie noch ein großer Künstler! Aber Hauptsache ist ja immer, man hat einen Götzen, an dem man sich hochziehen kann. So wird halt der Oetzi zum Goetzi.

Alles nur Fake, auf zur DEMO!